Wünschenwert wäre, dass jede erwachsene Person in Deutschland weiß, wie Erste Hilfe und eine Herzmassage funktionieren. Die traurige Wahrheit ist, dass seit dem Führerschein vor X Jahren, die wenigsten einen Gedanken daran verschwenden. Ein potentiell tödlicher Faupax.

von Lukas Fartaczek

Das wichtigste gleich einmal zu Beginn: Wenn ihr eine womöglich bewusstlose Person seht, auch in der Öffentlichkeit, geht hin und prüft deren Zustand: ob die Person noch ansprechbar ist und vor allem ob sie noch atmet. Wenn die Person nicht mehr atmet ruft sofort den Notruf 112 oder delegiert dies an umstehende Personen und fangt unverzüglich mit einer Herzdruckmassage mit 30-mal drücken auf den Brustkorb bei 2-mal beatmen an – das Ganze fest, tief und schnell, mit ca. 100 Stößen pro Minuten. Also Prüfen, Rufen, Drücken!

Obwohl sich in Deutschland in letzten knapp zehn Jahren die Reanimationsquote durch Laien bei einem Herz-Kreislaufstillstand einer anderen Person, ungefähr verdoppelt hat, liegt diese mit um die 40% immer noch im unteren Drittel im europäischen Vergleich. In den skandinavischen Ländern Schweden und Norwegen liegt die Laienreanimationsquote um die 70%. Eine ähnliche Quote wie Deutschland hatte Dänemark um die Jahrtausendwende. Seither verzeichnet Dänemark nach umfangreichen Maßnahmen mit Bildungsprogrammen und Kampagnen einen kontinuierlichen und seit 2010 einen deutlichen Anstieg (der Laienreanimationsquote) und ist nun kurz davor die 70% Marke zu erreichen. Neben allgemeinen Verbesserungen der Notfallmedizin, stiegen auch gerade auf Grund der gestiegenen Laienreanimationsquote die Überlebenschancen nach einem Herzkreislaufstillstand.

Da es bereits nach 3 Minuten nach Einsetzen des Herz- Kreislaufstillstandes, auf die keine Herzdruckmassage folgt, zu Schädigungen des Gehirns kommt und nach 5 Minuten die Überlebenswahrscheinlichkeit mit um die 10% geringer wird, ist eine sofortige Herzdruckmassage der unmittelbar anwesenden Personen überlebensnotwendig. Der Rettungsdienst ist hingegen im Durschnitt wohlgemerkt erst nach 8,5 Minuten bei der betroffenen Person, sodass man je nach Ort mit deutlich längeren Zeiten gerechnet werden muss. Diese Zeitspanne müssen und können Laien pausenlos überbrücken, da sie damit die Überlebenschance wesentlich erhöhen. Optimistischen Schätzungen zu Folge sterben ca. 180 Menschen pro Tag in Deutschland, weil diese Basis – Maßnahmen nicht durchgeführt werden. Auch wenn diese Schätzungen zu hoch, könnten damit mehr Personen gerettet werden als es im Jahr Verkehrstote in Deutschland gibt (2017: 3177 Verkehrstote).

Um die Hemmschwelle für die Helfen*innen zu senken, wurde in den Richtlinien zur Laienreanimation der Anteil der Beatmung in den letzten Jahren immer wieder gesenkt bis hin zur Möglichkeit in den ersten Minuten komplett darauf zu verzichten, da in den ersten Minuten noch genügend Restsauerstoff sich im Blut befindet. Automatisierte externe Defibrillatoren (AED), sind mittlerweile in vielen öffentlichen Gebäuden verfügbar und können durch gezielte Elektroschocks und durch die Anleitung für eine Reanimation noch einmal die Überlebenschancen erhöhen. Es muss sich nur getraut werden, diese auch zu benutzen, denn was viele nicht wissen, der Defibrillator „spricht“ und gibt direkte Reanimationsanweisungen und gleichzeitig unterstützt der Notrufdienst einen telefonisch.

Wenn sowohl eine Herzdruckmassage angewandt, als auch ein Defibrillator benutzt wird innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten, können Überlebenschancen von 50- 75% erreicht werden. Mit jeder Minute die verstreicht in der nichts gemacht wird, nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit kontinuierlich um ca. 10% ab. Insgesamt bleiben jedoch 70-98% der Reanimationsversuche erfolglos.

Darunter können allerdings auch Fälle sein, bei denen ebenso Wiederbelebungsversuche durchgeführt wurden, auch wenn man deren von unter einem Prozent vermutete wurden. Umgekehrt lässt sich ebenso schwer ein allgemeines Bild über Reanimationserfolge nachzeichnen, da man eine „erfolgreiche“ Reanimation unterschiedlich definieren kann. Ist es ein Erfolg, der*ie Patient*In bis zur Einlieferung in die Intensivstation überlebt, die Klinik wieder verlassen kann, die nächsten 30 Tage übersteht oder ohne nennenswerten kognitiven Einschränkungen weiterleben kann? Neben der Qualität der erfolgten Reanimation, verringern Alter und der medizinische Zustand die Erfolgschancen einer Reanimation.

Medizinethisch ist die Entscheidung für oder gegen eine Reanimation in gewisser Hinsicht ein Dilemma, da zum einen die Entscheidung unverzüglich erfolgen muss bzw. die jeweiligen Umstände sehr verschieden sind und zum anderen ein Reanimation, bei der kognitive Schäden zurückbleiben, aus der Sicht von Patient*innen ungewolltes Leiden verlängern oder verursachen kann. Patientenverfügungen, die den Willen von Patien*innen festhalten sollen, sind häufig zu allgemein verfasst oder sogar im außerklinischen Bereich unbekannt, und können somit nicht ihren Zweck erfüllen.

Während von medizinischer Seite aus Reanimationsversuche nahezu uneingeschränkt an allen Personen und immer unternommen werden, gibt es von Seiten der Laien Indizien, dass diese nicht so uneingeschränkt zur Tat schreiten. Jüngeren Personen werden eher als Ältere und Männer eher als Frauen von Laien reanimiert bzw. zögerlicher durchgeführt, was wie bekanntlich von Nachteil ist. Der genaue Ort, die Umgebung und zu welcher sozialen Gruppe oder Schicht die betroffene Person gesehen wird, beeinflusst ebenfalls das Handeln helfender Personen. Wie stark solche Unterschiede sein können im jeweiligen lokalen Kontext und wie sich diese auf die Überlebenschancen einer betroffen Peron auswirken können ist jedoch unklar.

Es gibt eigentlich keine wirklichen Argumente Erste-Hilfe Maßnahmen oder gar eine Reanimation zu verweigern, außer dass man sich dadurch selbst in Gefahr begeben würde. Man kann weder für nach bestem Willen falschem Handeln, noch für potentielle Sachschäden, wie das häufig notwendige beschädigen der Kleider, haftbar gemacht werden. Man sollte sich eigentlich klar machen, dass die Person mit Herzkreislaufstillstand eigentlich schon tot ist und diese kann nur durch sofortige Hilfe wieder ins Leben zurückkommen. Was soll man dann falsch machen können? Nichts. Trotzdem kursieren immer wieder Gerüchte über Geschichten bei denen Erst-Helfer*innen verklagt worden seien, aber eigentlich ist die Rechtslage klar. Im Gegenteil kann man eher wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden.

Wenn du nun selbst in die Situation geraten solltest, wo dein sofortiges Handeln verlangt ist, überlege nicht lange, sondern kläre die Situation und handle. Fragen stellen kann man dann immer noch im Nachhinein. Neben dem Absetzen eines Notrufs ist es sehr nützlich Hilfe von umstehenden Personen einzufordern. Nicht nur deren anderer/weiterer Blick auf die Situation und potenzielles Wissen sind hilfreich, sondern es empfiehlt sich wirklich abzuwechseln, weil die Herzdruckmassageb bei richtiger Durchführung körperlich sehr anstrengend ist und der Wechsel von Beatmung und Drücken zu zweit schneller von statten geht.

Da man häufig Zeit mit Personen verbringt, die man in irgendeiner Weise persönlich kennt, ist es durchaus wahrscheinlich, dass gerade solch einer Person ein Herzkreislaufstillstand wiederfährt. Sich darum eine kurze Anleitungen durchzulesen und sich zu vergewissern, dass man selbst wirklich helfen und Leben retten kann, wenn man nur will, ist damit sicherlich gut investierte Zeit.

Grob wissen die Meisten wie eine Herzmassage funktioniert, kommt es dann aber zu einem ErsteHilfeFall fühlen sich viel zu viele verunsichert.

Wie sollte man vorgehen?

1. Ansprechen und bei Bewusstlosigkeit Atemwege frei machen (von z.B. Zunge), Notruf kontaktieren!

2. Hände übereinander legen, den Handballen auf dem Brustbein der bewusstlosen Person positionieren

3. Herzdruckmassage und Beatmen = 30:2

4. Defibrillator nutzen falls vorhanden